Donnerstag, 19. November 2009

Satire

FREIDENKERALARM“
Polizei verhindert terroristisches Sweatshirt


Heute mal eine kleine Geschichte aus der Kategorie "Die Polizei, dein Freund und Helfer!" Denn wie hilfreich die Polizei sein kann, musste ein 15-jähriger Gymnasiast feststellen.

Was war geschehen? Die Blitzmerker begleiteten am Dienstag eine Bildungsdemo, weil sie die Demoteilnehmer entweder vor sich selbst schützen, oder ihren Schlagstöcken wieder etwas Auslauf gönnen wollten. Wie dem auch sei, plötzlich entdeckten sie einen verdächtigen, weil 15 Jahre alten Jungen, den sie unter Anstrengung aller grauen Zellen, ganz klar als Topterroristen identifizierten? Er schrie zwar nicht "Tod allen Ungläubigen" und trug auch keinen Sprengstoffgürtel, dafür aber ein hoch gefährliches Sweatshirt mit der Welt zerstörenden Buchstabenkombination "A.C.A.B".

Als die Ordnungsverhüter das bemerkten ging ihnen ein blaues Licht auf. Sie nahmen ihr Anweisungsbüchlein "Gründe einen Demonstranten wegen mir nichts dir nichts zu verhaften" zur Hand und weil sie wussten, dass das Alphabet mit A beginnt, mussten sie gar nicht lange suchen und stießen auf die Abkürzung "A.C.A.B", die für "All Cops are Bastards" steht. Zum Glück gab es auch eine deutsche Übersetzung, in der der Satz lautete: "Alle Polizisten sind Bastarde!" Bei den Grünberockten schrillten sofort alle Sirenen im Kopf und die Augen wurden so groß wie Kinderaugen unterm Weihnachtsbaum.

FREIDENKERALARM! Oh Gott! Diese hoch kriminelle Aufschrift war im meinungsfreiheitlichen Nürnberg seit April von der Staatsanwaltschaft verboten worden, als man gerade Zeit hatte, weil weit und breit kein Kinderschänder in der Nähe gewesen wäre, den man wegen Verfahrensfehlern auf freien Fuß hätte setzen können.

Die Ordnungsverhüter leckten sich die Lippen und stellten den Verbrecher auf frischer Tat. Die 15-jährige, tickende Zeitbombe, wurde todesmutig, unter Einsatz des eigenen Lebens, von den Beamten aus dem Verkehr gezogen. Auf der Wache wurde das Sweatshirt des Grauens sichergestellt und der Gymnasiast musste sich, wie es in jedem guten Rechts-Staat (wird das so geschrieben?) splitterfasernackt ausziehen. Als die Beamten nach zwei Stunden befriedigt waren, durfte der Schüler bei den sommerlichen Temperaturen oben ohne nach Hause trotten.

Sein Vater - der Drahtzieher des terroristischen Anschlags - der seinem Sohn das Shirt von einer Reise in ein Terrorcamp mitgebracht hatte, fand die Reaktion der Knüppelträger etwas überzogen. Die Polizei dagegen fand es gut: "Des passd scho!" Jeden Tag eine gute Tat.

Berichtet wurde der heldenhafte Einsatz unserer grasgrünen Ordnungsmacht von den Erlanger Nachrichten.

7 Kommentare:

  1. Sehr gut geschrieben. :D

    Ehm und ja toller Einsatz der blau/weissen Partygemeinde.

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  2. A.C.A.B. Steht doch für "Always carry a bible"?! Ich sehe keinen Grund, dem Jungen das T-Shirt zu entreißen - da es keinen Verbotenen Inhalt auf dem Shirt zu sehen gibt...

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  3. gefällt mir Dein Blog und die Art wie du schreibst, schau jetzt öfter vorbei

    A. idots A. B.

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  4. Ich weiß gar nicht, was es daran zu nörgeln gibt. Offensichtlich spricht das Shirt die Wahrheit – zumindest was Nürnberg angeht. Wann man die Wahrheit schon auf der Brust trägt, muss man sich nicht wundern, wenn man ihr auch begegnet. ;]

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  5. Jenseits aller Sympathie für den Jugendlichen - aber schon vor über 12, 13 Jahren haben wir massig Stress für das Tragen von A.C.A.B. bekommen. Nicht wegen Terrorismus, sondern weil es eine offene Beleidigung - hier nichtmals im Affekt sondern mit Vorsatz und Plan - ist nunmal, kann man drehen wie man will - nicht korrekt.

    Das kann und muss jeder wissen, der ein A.C.A.B.-Shirt trägt. Mir war das vor weit über zehn Jahren auch bewusst und ich hab die diesbezüglichen Streitereien gern in Kauf genommen.

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  6. Bis zu diesem (übrigens sehr gelungenen) Artikel habe ich noch nie von A.C.A.B. gehört.
    Ich finde es in Ordnung wenn eine offensichtlich beleidigende Buchstabenkombination verboten wird. Weiß ja (außer mir) jeder was das bedeuten soll. Völlig ungerechtfertig und überzogen ist aber die Reaktion darauf. Den Jungen nackt auszuziehen ist Selbstjustiz und völlig ungerechtfertig. A.C.A.F.B. (Drucke ich mir jetzt aufs T-Shirt. Ist ja nicht verboten, oder?)

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  7. Ich frage mich immer ob JEDE Beleidigung tatsächlich als Beleidigung von der Polizei geahndet wird? Dass die Beamten die Aufschrift "A.C.A.B." als beleidigend empfinden, kann ich noch verstehen. Aber was wäre, wenn ich die Aufschrift trage "Alle Polizeihasser sind Bastarde" oder "Alle Nazis sind Bastarde"? Werde ich dann auch festgenommen? Denn das sind ja auch offensichtliche Beleidigungen? Ist die Polizei da um andere zu schützen oder nur sich selbst? Schützt die Polizei die Rechte eines Extremisten genauso, wie die eigenen? Oder sind Staatsdiener einfach etwas gleicher als andere Menschen?

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